Anfang des Jahres trafen sich die Mitglieder der CAJ Berlin, um die Jahresplanung für 2016 zu erstellen. Dabei benutzten wir die CAJ-Methode „Sehen-Urteilen-Handeln“.
Wir gingen von unserem Leben aus und reflektierten in der „Reflection of life and workers action“ (ROLWA), was gerade in unserem Leben los ist.
Dabei stellten wir fest, dass die Mitglieder der CAJ Berlin, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind. Mitglieder der CAJ Berlin, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, sagen:
„Wir brauchen mehr Zeit in Klausuren, um unsere Gedanken aufzuschreiben, weil wir erst `im Kopf übersetzen müssen`, was wir schreiben wollen.“
„Ich habe das Gefühl, dass ich ungleiche Chancen habe, weil ich mich nicht richtig ausdrücken kann. Ich fühle mich sprachlich behindert. Aber in der Schule interessiert das niemand von den LehrerInnen.“
„Wir haben das Gefühl, dass wir nicht in die Normalitätsvorstellung von manchen LehrerInnen passen. Manche LehrerInnen finden, dass wir „für jemand mit Fluchthintergrund/ Migrationshintergrund“ gut abschneiden und erwarten nicht von uns, dass jemand mit Fluchthintergrund/ Migrationshintergrund noch bessere/ besonders gute Leistungen bringt/ bringen kann.“
In der ROLWA analysierten wir, dass es an gesetzlichen Grundlagen fehlt, um die genannten Benachteiligungen auszugleichen. Es gibt in Berlin z.B. keine gesetzliche Regelung oder Empfehlung, die einen Nachteilausgleich in der Sekundarstufe II vorsieht.
In der ROLWA stellte es sich außerdem als Problem unserer Mitglieder heraus, dass junge Geflüchtete aus bestimmten Herkunftsländern während des Asylverfahrens keinen Zugang zu staatlichen Sprachkursen haben. Auch der über Jahre hinweg bestehende unsichere Aufenthaltsstatus wurde als Problem benannt.
Dieser Realität entgegen entwarfen die Mitglieder der CAJ Berlin eine Vision davon, wie die Situation sich gestalten soll. Eine Welt, in der niemand aufgrund eines gruppenspezifischen Merkmals – wie etwa Sprache oder nationale Herkunft – in seinen Teilhabemöglichkeiten benachteiligt wird, formulierte die Gruppe als ihr Ideal für ihre jetzige Situation. Stattdessen wollen wir eine Gesellschaft, in der Vielfalt normal ist und die Rahmenbedingungen schafft, damit jede/r die gleiche Chance hat, ein würdiges, selbstbestimmtes Leben zu führen.
Als Langzeitziele wurde in der Jahresplanung unter anderen benannt, dass alle jungen Menschen, die als Geflüchtete nach Deutschland kommen – auch aus Afghanistan – einen staatlichen Deutschkurs machen dürfen. Des Weiteren ist ein langfristiges Ziel der CAJ Berlin, dass Flüchtlinge in der Schule / dem Studium Vorteile bekommen, um ihre Benachteiligung auszugleichen. Dabei wurde die Idee einer automatischen Zeitverlängerung für Nicht-DeutschmuttersprachlerInnen formuliert (von „kann“ zu „muss“ Bestimmung). Die LehrerInnen und SchülerInnen an unseren Schulen sollen sich der Benachteiligung von Nicht-DeutschmuttersprachlerInnen stärker bewusst werden und die Schulen sollen einen Nachteilausgleich einführen.
Des Weiteren formulierten wir unter anderem bezüglich der Mitgliedergewinnung, 40 Mitglieder bis Ende 2016 gewinnen zu wollen. Unter diesen sollen Jugendliche verschiedener Hintergründe und Erfahrungen vertreten sein. Auch beschlossen wir, mehr männliche Mitglieder gewinnen zu wollen, da die Mitglieder der CAJ Berlin Anfang des Jahres vor allem weiblich waren. Bezüglich des CAJ-Profils hielten wir fest, dieses am Ende des Jahres kennen zu wollen und nach außen kommunizieren zu können. Schließlich entschieden wir für das weitere Vorgehen, uns im Jahr 2016 regelmäßig zu treffen. Dafür wurde einmal im Monat ein Haupttreffen angesetzt, das Pflicht ist, wenn man es irgendwie einrichten kann. Außerdem einigten wir uns auf ein Nebentreffen pro Monat, zu dem kommt, wer zeitlich kann.